Projekt_Demokratie2
Zwischen Zeilen und Farben
Caro
Transskript - Caro
Jessica: Wie heißt du?
Caro: Ich bin Caro.
Jessica: Was sind deine Pronomen?
Caro: Dey, deren.
Jessica: Wie ist deine Wohn- bzw. Lebenssituation?
Caro: Ich wohne in einer WG mit zwei anderen. Und das ist betreut von der AWO. Ja, genau. Das ist halt einfach eine normale WG, ab und zu kommt jemand.
Jessica: Was machst du gerne in deiner Freizeit?
Caro: Ich bastle sehr gerne, handarbeite. Ich spiele manchmal E-Piano, aber das habe ich schon ewig nicht mehr, weil in meinem alten Zimmer das E-Piano nicht an die Wand gepasst hat. Und dann gehe ich gerne klettern und mache gerne Yoga.
Jessica: Sehr schön. Möchtest du mir erzählen, welche sexuelle Orientierung und oder welche geschlechtliche Identität du hast?
Caro: Ich bin asexuell und aromantisch und mein Geschlecht ist Agender.
Jessica: Und was versteht man darunter?
Caro: Also asexuell bedeutet, dass wenig bis keine sexuelle Anziehung vorhanden ist. Das heißt, ich treffe nicht Menschen und denke mir so, ja, mit dir könnte ich Sex haben. Und aromantisch ist das Gleiche für die romantische Orientierung. Also ich möchte jetzt auch keine Beziehung mit Leuten eingehen, die irgendwie zum Beispiel romantische Elemente wie Küssen oder was weiß ich umfasst. Also Freundschaften schon. Ich habe auch eine queer platonische Beziehung, aber genau nichts, was in die romantische Richtung geht. Obwohl das natürlich auch ein Spektrum ist, muss man sagen. Also es gibt Menschen, die aromantisch sind oder asexuell und trotzdem in manchen Situationen sowas erleben. Aber halt bei mir gar nicht. Und Agender bedeutet einfach, kein Gender zu haben. Also wenn ich in mich reinfühle, dann ist da kein Gender. Ich kann das nicht greifen, weil da nichts ist.
Jessica: Wie und wann hast du selbst gemerkt, dass du queer bist?
Caro: Also ich glaube, ich habe es schon mit 16 ein bisschen gemerkt. Und gedacht, ja, ich bin irgendwie anders als die anderen. Die reden immer über ihre romantischen Interessen und weiß ich nicht, wer auf wen steht. Man kennt es. Und ich habe so gemerkt, ich passe da nicht rein. Ich kann da nicht mitreden. Und dann habe ich gegoogelt und bin auch auf asexuell gestoßen. Und dachte mir aber so, nee, ich bin einfach Spätzünder*in. Das wird schon noch. Und dann hatte ich eine Beziehung zu einem Jungen, mit dem ich halt offensichtlich auf Dates war, ohne es zu merken. Und dann saßen wir irgendwann küssend auf meinem Bett und ich war so, das wird nichts. Es ist einfach nur schrecklich. Und dann habe ich das meinem damaligen besten Freund erzählt. Und der meinte, hast du schon mal, was vom Thema Asexualität gehört? Und ich dachte mir so, ja, genau, das ist es eigentlich. Und Aromantisch kam dann so ein bisschen, als ich mich näher mit Asexualität beschäftigt habe, weil das ja oft auch zusammenhängt. Und Agender war dann einfach so ein Moment von, eigentlich habe ich mich nie wohl gefühlt mit sie/ihr Pronomen. Und ich habe einfach nicht das Gefühl, dass ich eine Frau bin. Und dann bin ich auf das Wort gestoßen und die Pronomen und dachte mir so, ja, das gibt voll das Glücksgefühl. Ja.
Jessica: Möchtest du etwas über dein Coming-Out erzählen?
Caro: Ja, das war tatsächlich einigermaßen lustig. Also gut, bei meiner jetzigen Partnerperson, meinem früheren besten Freund, habe ich das ja schon erzählt, wie es gelaufen ist. Da war es ja eher die Person, die in den Raum gestellt hat, dass ich asexuell sein könnte. Aber bei meinen Eltern war es so, dass ich in meinem Zimmer war. Ich habe damals noch zu Hause gewohnt und so queere Videos geguckt habe. Und dann hat meine Mutter, also mit Bluetooth-Kopfhörern, und dann hat meine Mutter im Nebenzimmer die Bluetooth-Box angemacht. Und die hat sich mit meinem Handy verbunden und die Videos auf voller Lautstärke abgespielt. Und genau, dann haben meine Eltern abends mich so beiseite genommen und waren so, möchtest du uns eigentlich irgendwas sagen? Und dann habe ich mich halt geoutet. Genau, und die haben eigentlich auch relativ verständnisvoll reagiert. Und ansonsten in meinem Freund*innenkreis habe ich es auch nach und nach gemacht. Und die haben eigentlich fast alle ganz gut reagiert.
Jessica: Das ist schön. Welche Vorurteile oder Benachteiligungen hast du erfahren?
Caro: Ich glaube, der Klassiker ist halt, dass Leute so sagen, ja, kannst du glücklich sein? Ich könnte das ja nicht. Ohne Sexualität, also es ist ja auch eine Sexualität, aber ohne asexuelle Anziehung, da fehlt auch voll was. Oder ohne romantische Anziehung. Und dann halt viel auch so, bist du innerlich kalt? Kannst du überhaupt was fühlen? Genau, das ist, glaube ich, das Häufigste. Dann natürlich auch bei Therapeut*Innen oder Ärzt*Innen, dass dann gesagt wird, ja, zum Beispiel hat mir ein Therapeut gesagt, bist du queer, weil du deine Gemeinschaft hast? Und ich war so, ja, also ich habe natürlich viel von der Gemeinschaft, aber ich bin nicht deswegen queer. Und ansonsten haben halt auch Therapeut*Innen gesagt, ja, asexuell, gibt es das überhaupt? Oder was ist das? Man muss sich halt immer erklären. Und das ist halt schon lästig. Ja, und was mein Geschlecht angeht, das ist halt wirklich immer sehr schwierig, irgendwo zu sagen, ja, bitte Vor- und Nachname und dey/deren Pronomen, keine weiblichen Pronomen. Das ist halt wirklich immer so ein kleiner Kampf, weil die Leute das dann halt auch nicht so automatisch machen, was ja auch okay ist, weil die nicht daran gewöhnt sind, aber es nervt halt trotzdem immer.
Jessica: Verständlich. Wie können wir Vorurteile gegenüber queeren Menschen positiv beeinflussen?
Caro: Ich glaube, das ist wichtig, zum Beispiel, was schlau macht, dass die in die Schulen gehen und da tatsächlich auch mit jüngeren Leuten reden. Das ist, glaube ich, eine wertvolle Arbeit. Dann natürlich auch in der Repräsentation, in Film und Fernsehen oder was ihr hier macht oder ich weiß nicht. Also, dass Leute einfach queer sind und das kein großes Thema ist, auch in Schulbüchern zum Beispiel. Ja, ich glaube, dass es, oder auch Bücher generell, die gelesen werden, sollte es einfach selbstverständlicher werden, dass Leute queer sind, ja.
Jessica: Hast du das Gefühl, dass deine Stimme als queere Person in der Gesellschaft zählt?
Caro: Schon. Also das Ding ist halt, dass ich schon vor vier Jahren angefangen habe, eine Gruppe hier im Queeren Zentrum zu gründen. Und die läuft gut und wir haben halt auch manchmal so Infostände, weil irgendwie zum IDAHoBIT jetzt hatten wir einen oder beim CSD. Und da habe ich schon das Gefühl, dass die Leute Interesse haben. Und natürlich gibt es auch Leute, die sagen, warum müsst ihr uns das überhaupt erzählen? Macht doch, was ihr wollt und das interessiert auch keinen. Aber ich glaube, es ist nicht der Großteil der Menschen. Viele sind tatsächlich auch relativ offen und lassen sich auch was erzählen und haben vielleicht erst mal so Vorurteile, weil sie so denken, ja, muss das jetzt sein, dass es noch eine Geschlechtsidentität und noch eine sexuelle Orientierung gibt? Aber ich habe das Gefühl, dass es schon was ausmacht, dass ich damit offen umgehe.
Jessica: Welche Hoffnung hast du für die nächste Generation queerer Menschen?
Caro: Boah, also ich habe die Hoffnung, dass die viel freier und viel offener damit aufwachsen können, weil es einfach selbstverständlich ist. Und ich denke, dass da die Generationen vor uns schon viel erkämpft haben und dass wir schon an deren Fußstapfen stehen, quasi. Und das ist sehr cool, weil wir alle wissen, vor wenigen Generationen war es noch sehr, sehr schwierig queer zu sein, offen queer zu sein. Es war teilweise strafbar, es war teilweise eine psychische Erkrankung. Und ja, deshalb denke ich, dass es halt weiter vorangehen muss. Wir sehen im Moment die gegenteiligen Entwicklungen, weil queere Rechte wieder zurückgenommen werden, ganz besonders die von Transpersonen. Aber ich hoffe natürlich, dass sich das wieder umkehrt und dass wir weitergehen in Richtung queere Befreiung, queeres Empowerment.
Jessica: Möchtest du noch etwas loswerden oder eine Botschaft für die Hörer abgeben?
Caro: Ich glaube, das Wichtigste ist nicht, also natürlich zweifelt man manchmal an sich selbst und übernimmt das, was die Gesellschaft einen glauben lässt. Aber ich glaube, das Wichtigste ist, das zu überwinden und an sich selbst zu glauben und mit einem Selbstbewusstsein damit umzugehen, dass vielleicht auch anderen hilft und was einen selber stärkt. Und das muss gar nicht unbedingt laut so Out and Proud sein, aber dass man einfach für sich innerlich die Stärke entwickelt, mit Queer Feindlichkeit umzugehen, aber auch mit den eigenen Zweifeln. Ich glaube, das ist das Wichtigste.
Jessica: Schön gesagt. Das war's auch schon, danke.
Caro: Gerne.
Fabio
Transskript - Fabio
Eve: Okay, wie heißt du?
Fabio: Fabio.
Eve: Was sind deine Pronomen?
Fabio: Er/ihn.
Eve: Wie ist deine Wohn- beziehungsweise Lebenssituation?
Fabio: Ich wohne derzeit noch zu Hause bei meinen Eltern.
Eve: Was machst du gerne in deiner Freizeit?
Fabio: Unterschiedliches mit Freunden was unternehmen, beispielsweise jetzt im Sommer an See, so Sachen halt.
Eve: Möchtest du mir erzählen, welche sexuelle Orientierung und oder welche Geschlechteridentität du hast?
Fabio: Ich bin ein schwuler Cis-Mann.
Eve: Wie und wann hast du selbst gemerkt, dass du queer bist?
Fabio: Also ich sag mal so, in der Grundschule hat man das schon so gemerkt. Aber so, dass ich mir das wirklich selbst eingestanden habe, weil man war ja schon so dieses, man will ja nicht was sein, womit andere dich ärgern oder sowas. Aber so richtig akzeptiert habe ich das so mit 20, jetzt bin ich 23. Da habe ich das so für mich entschieden. Man kann es ja mal ausprobieren, weil man merkt ja schon, dass da was ist. Und ja, dann war es so.
Eve: Möchtest du etwas über dein Coming-out erzählen?
Fabio: Ja, ich hatte damals jemanden kennengelernt und da konnte ich mir das erste Mal dann was vorstellen. Genau, und dadurch habe ich dann angefangen, mich zu outen bei meinen Eltern und alles. Aber so mein Outing an sich war entspannt. Also viele haben ja super Probleme damit und alles, aber so grundsätzlich war bei mir alles entspannt. Also keiner hat irgendwas Schlimmes gesagt.
Eve: Also dein Umfeld hat gut reagiert?
Fabio: Ja.
Eve: Welche Vorurteile oder Benachteiligungen hast du erfahren?
Fabio: Erfahren bis jetzt noch nicht wirklich was, aber zum Beispiel jetzt, wenn man durch die Stadt läuft oder in Urlaub fliegt/fährt, was auch immer, da ist dann halt wirklich so, du musst halt darauf achten, wie öffentlich du deine Beziehung führst. Also es ist schon eher so, dass man dann so als Freunde durch die Stadt oder sowas läuft, als dass man händchenhaltend irgendwo rumläuft, weil dann gibt es schon Leute, die da mal einen dummen Kommentar bringen oder auch handgreiflich und aggressiv gegenüber einem werden.
Eve: Hast du das Gefühl, dass deine Stimme als queere Person in der Gesellschaft zählt? Und wieso ist das so?
Fabio: Also zählen würde ich sagen, ist egal welcher Mensch es ist, jede Stimme zählt. Aber so an sich würde ich sagen, wird eine Stimme von jemandem der queer ist, schon unterdrückt. Also, wie soll ich das sagen, also sie wird halt nicht so angesehen, weil viele es halt immer noch nicht akzeptieren können oder es halt komisch empfinden und sowas, aber im Endeffekt sind wir alles Menschen und jede Stimme ist wertvoll.
Eve: Sehr stark. Welche Hoffnung hast du für die nächste Generation queerer Menschen?
Fabio: Dass das Ganze einfach akzeptiert wird und ich finde, keiner sollte ein Problem damit haben, weil es ist normal. Weil viele sagen, es ist unnormal, aber nein, es ist normal. Wir sind alles, wie gesagt, Menschen und deswegen hoffe ich, dass für die nächste Generation alles ein bisschen besser läuft und alle akzeptiert werden, so wie sie sind.
Eve: Und die letzte Frage ist, möchtest du noch etwas loswerden oder eine Botschaft für die Höhere abgeben?
Fabio: Egal wer was sagt, ob du schwul, lesbisch oder was auch immer bist, du bist wertvoll, egal wer du bist, welche Sexualität du hast, welches Geschlecht du hast oder sonst was, jeder Mensch ist wertvoll.
Eve: Dankeschön.
Fabio: Bitte.
Fenja
Transskript - Fenja
Diyana: Wie heißt du?
Fenja: Ich heiße Fenja Morin.
Diyana: Was sind deine Pronomen?
Fenja: Meine Pronomen sind sie/ihr.
Diyana: Wie ist deine Wohn bzw. Lebenssituation?
Fenja: Ich wohne mit meiner Freundin zusammen und mit unseren zwei Katzen und ich studiere gerade noch im letzten Semester, schreibe gerade meine Bachelor Arbeit und fang jetzt im Herbst eine Ausbildung an. Genau ich mach nebenher noch Ehrenamt. Genau.
Diyana: Das ist ja ziemlich viel. Was machst du gerne in deiner Freizeit?
Fenja: Aktuell ist alles ein bisschen viel deshalb will ich Abends ein bisschen auf der Coach chillen und ne Serie schauen mit meiner Freundin. Aber am liebsten male ich wenn ich viel Zeit habe, aber das kostet halt wirklich viel Zeit.
Diyana: Möchtest du mir erzählen welche sexuelle Orientierung und/oder welche Geschlechter-Identität du hast?
Fenja:Also ich bin eine Cis-Frau, das heißt das Geschlecht das mir bei der Geburt zugewiesen wurde ist auch mein jetziges also mit dem fühle ich mich wohl. Und ich bin lesbisch, genau.
Diyana: Wie und wann hast du gemerkt das du queer bist?
Fenja: Also bei mir war da, ich hatte in der siebten Klasse ne richtig gute Freundesgruppe. Wir waren so sieben Leute, also recht groß. Wir waren richtig fest eingeschweißt und in der Zeit wars bei mir so das sich meine Eltern tatsächlich geschieden haben und deswegen haben die mir noch so viel mehr bedeutet, also die waren wirklich alles für mich. Die hießen die „Gang“, ein bisschen peinlich, aber wir waren die coolsten in unserer Wahrnehmung. Genau und dann hat es so in der 8./9. Klasse so angefangen das wir über die Jungs in der parallel Klasse gesprochen haben. So keine Ahnung, plötzlich fanden sie so den Lucas so süß, oder so. Und ich war total überfordert damit, also ich habs überhaupt nicht kommen sehen und dachte so „Hä? Warum reden wir jetzt über Jungs?, Oh mein Gott?“ und dadurch das sie halt meine allerbesten Freundinnen waren wollte ich halt unbedingt mitreden und wollte ja unbedingt dazu gehören, weil die haben mir ja alles bedeutet, das heißt ich habs ein bisschen versucht und war dann so ja, dann steh ich jetzt halt auch auf Phillip, I guess. Es hat halt aber jetzt nicht so gut funktioniert und dann habe ich das zum Glück ganz offen mit denen ansprechen können weil ich hab mich da halt komplett sicher gefühlt und dann war ich so „Leute, warum reden wir immer über Jungs, können wir nicht auch mal über Mädchen reden? Weil die sind viel schöner, mit denen kann man viel besser reden, die sind viel netter. „ und meine Freundinnen waren so „Äh Ja, Fenja, bist du vielleicht Bi?“ und ich war so: „Was zur Hölle ist Bi?“ und dann haben die halt mit mir darüber gesprochen, das es so bisexuell gibt und das war das erste mal das ich davon gehört hatte und das war richtig angenehm, weil wir einfach ganz offen darüber sprechen konnten und dann war ich so „ Ok, ich bin Bi.“ und waren so „Hey nice, Fenja, voll super,wir unterstützen dich.“ Genau so hätte es dann auch ganz gut weiterlaufen können. Ich hab dann irgendwann so ne sehr lesbische Serie geschaut und hab dabei – da war so ein, zwei Jahre später geschaut- gemerkt ich bin gar nicht Bi. Das war für mich einfach son safes Label um son guten Übergang zu finden glaube ich. Hab dann aber gemerkt ich brauch das nicht, ich fühl mich mit lesbisch viel wohler, ja.
Diyana: Möchtest du etwas über dein Coming Out erzählen?
Fenja: Ja genau, bei meinen Freundinnen war das, wie gesagt, ganz organisch, natürlich. Bei Meiner Mutter war das ein bisschen schwieriger tatsächlich. Sie hat halt irgendwann damit angefangen so „Fenja möchtest du nicht mal nen Jungen mit nach Hause nehmen?“ oder „Gibst da nicht irgendwen?“ und ich glaube sie wollt es mir einfachen machen so darüber zu sprechen und wollte halt nicht das ich irgendwas vor ihr geheim halte, Aber es hat mich total gestresst, weil ich so dachte „Ich kann damit jetzt gar nicht dealen, ich will dir dass nicht sagen.“ Und dann hat es halt ein bisschen gedauert. Ich glaube ich hab mich dann Ende neunte Klasse, zehnte Klasse – ich weiß gar nicht 15/16 muss ich da ja gewesen sein - dachte ich so „Ok es geht jetzt nicht länger, ich muss ihr dass irgendwann sagen.“ und dann habe ich mir son Moment ausgesucht wo wir von einer Familienfeier nach Hause gekommen sind und im Auto saßen und ich dachte so, „ok ich kann jetzt nicht weglaufen und sie kann jetzt nicht weglaufen und ich mach das jetzt.“ und dann saß ich da so ca. ich weiß nicht es hat sich wie Ewigkeiten angefühlt, wahrscheinlich waren es nur zehn Minuten am Ende. Aber ich saß da total angespannt und war so „ Ich trau mich, Ich sags ihr. Oh mein Gott.“, aber ich hatte richtig dolle Angst und dann habe ich mich halt so überwunden und hab so gesagt „Mama, ehm ich glaube ich stehe vielleicht mehr auf Frauen.“ und hab so ganz ganz sanft angesprochen und meine Mama hat erst mal gar nicht gesagt. Und das war das schlimmste. Das hätte ich mir nicht vorgestellt und hat dann nach einer wieder gefühlten Ewigkeit so gesagt „Ok, ist ok, ist in Ordnung, aber du sollst wissen das du immer ein sehr schweres Leben haben wirst.“ Und ich fand das halt super unfair, weil also ich konnte das damals noch nicht so einordnen, aber ich dachte mir so, ich kann doch gar nichts dafür warum sagst du sowas? Also das ist super ungerecht. Naja, aber inzwischen , es hat halt einfach ein bisschen länger gedauert. Meine Mutter brauchte mehr Zeit, es kam sehr überraschend für sie. Genau.
Diyana: Aber jetzt ist alles gut?
Fenja: Aber ja, jetzt ist alles gut.
Diyana: Welche Vorurteile oder Benachteiligungen hast du erfahren?
Fenja: Ich glaube das war vor allem als ich mit meiner jetzigen Freundin zusammen gekommen bin, da sind wir halt super viel draußen richtig spazieren gegangen und haben halt richtig viel Händchen gehalten. Und dann kommt es halt leider öfter vor das Leute einen irgendwas zurufen. Oder das einen wildfremde Männer plötzlich umarmen wollen, oder so, das hatten wir jetzt schon zweimal. Das ist halt wirklich unangenehm. Ehm, bei der Wohnungssuche ist es ein bisschen wierd, weil , es ist so random, aber manche Vermieter*innen wollen nicht an WGs vermieten. Und dann müssen wir immer so ganz klar machen, wir sind keine WG, wir sind Partner*innen. Und ich glaub das schlimmste war hier am Bahnhof von nen Fußballspiel, da war glaube ich in Hannover ein Fußballspiel und a waren schon um 11 Uhr Morgens super viele betrunkene Männer und wir wollten halt zufällig an den Tag halt auch nach Hannover und waren da Händchen haltend am Bahnhof und dann haben Leute halt angefangen so zu rufen „küsst euch, küsst euch“ und keine Ahnung was noch und ich bin direkt so auf Panikmodus umgeschaltet, das war super super schlimm und da wurden wir tatsächlich auch mit Obst beworfen, das war wirklich krass, und ich hab auch direkt angefangen zu weinen und schlimmste war, das halt niemand was gesagt hat, also es waren ja so viele Menschen am Bahnhof und so eine grölende Gruppe hat uns so heftig Angst gemacht
Diyana: Und jeder hat nichts gesagt?
Fenja: Ja, voll
Diyana:Wie können wir Vorurteile gegenüber queeren Menschen positiv beeinflussen?
Fenja: Ja das ist ein guter Anschluss, weil ich denke halt sowas entgegen zu treten ist halt wichtig, wenn man so was beobachtet. Weil man sieht halt schon häufiger mal komische Sachen und kann das nicht so richtig einordnen, aber ich denke mir so da sollte man mutig sein und wenn man was missverstanden hat dann ist es halt so. Aber lieber einmal vorsichtiger sagen „ Hey das geht nicht„ als einmal zu wenig. Und an sich auch so im Alltag gibs ja auch so oft so Kleinigkeiten wo man immer so denkt „Ach, muss ich das jetzt ansprechen?“ , aber ich würde sagen wenn man das immer macht, wenn man immer wieder da ran geht und sagt „Hey , dass ist nicht in Ordnung was du sagts.“, dann tut sich halt irgendwann was. Wenn man das halt ignoriert halt nicht.
Diyana: Hast du das Gefühl, dass deine Stimme als queere Person in der Gesellschaft zählt?
Fenja: Das finde ich ne schwierige Frage. Ich glaube so innerhalb der queeren Community, sage ich mal hab ich immer noch Privilegien, die andere Menschen nicht haben. Was ich aktuell akut sehe ist krasse Transfeindlichkeit vor allem, und das betrifft nicht ganz so lesbische, bisexuelle oder auch schwule queere Menschen, aber es gibt halt natürlich trotzdem Vorurteile und so. Ich denke ich hab ähnlich, in Anführungstrichen „laute“ Stimme, wie viele andere Frauen und genau ich bin mir nicht ganz sicher damit. Ich glaube, es ist sehr Kontext abhängig
Diyana: Wieso denkst du ist das so?.
Fenja: Ich glaube wenn Frauen sprechen, und vor allem wenn Frauen über Sachen sprechen die einen wichtig sind, für die sie eintreten wollen, dann werden sie sehr schnell als unangenehm wahrgenommen. Und ich glaube dahin gehend hab ich dann die gleichen Probleme wie andere Frauen. Wenn Menschen wissen das ich lesbisch bin, dann ist es vielleicht nochmal was anderes, dann finden sie es vielleicht blöd oder halt aber auch nicht, das weiß ich nicht so richtig. Aber ich glaube noch habe ich genau so Möglichkeiten mich auszudrücken wie andere, aber ich glaube das kann sich auch schnell ändern.
Diyana: Welche Hoffnung hast du für die nächste Generation queerer Menschen?
Fenja: Naja, ich hoffe natürlich, wie Alle, das es immer normaler wird, das die Hürden immer weiter abgebaut werden und ich glaube wir sind da auch auf nen guten Weg, wenn wir dran bleiben. Ich finde die aktuelle politische Situation macht mir ein bisschen Sorgen, muss ich ganz ehrlich sagen, das gehört mit dazu. Aber ich muss auch sagen die nächste Generation queerer Menschen gibt mir auch Hoffnung, weil ich das Gefühl hab, die sind noch um einiges mutiger als ich damals.
Diyana: Möchtest du noch etwas loswerden oder eine Botschaft an für die Hörer abgeben?
Fenja: Ich glaube ich fänds richtig toll, wenn ihr mir zugehört habt. Ich glaube es wichtig queeren Menschen zuzuhören und sowieso anderen Menschen zuzuhören die eine andere Perspektive haben man selbst. Genau und, ein bisschen cheesy, aber ich glaube, wenn wir und gemeinsam alle ein bisschen am Latz reißen, dann schaffen wir es auch unsere demokratischer Werte weiter aufrecht zu erhalten.
Jeruscha
Transskript - Jeruscha
Jessica: Wie heißt du?
Jeruscha: Mein Name ist Jeruscha Magdalena Kriener.
Jessica: Und was sind deine Pronomen?
Jeruscha: Sie/Ihr.
Jessica: Wie ist deine Wohn- bzw. Lebenssituation?
Jeruscha: Ich wohne zur Miete in einer Wohnung, gemeinsam mit meiner Frau und meinen zwei Kindern.
Jessica: Sehr schön. Und was machst du gerne in deiner Freizeit?
Jeruscha: Ich tanze gerne. Ich verbringe gerne Freizeit mit meinen Kindern, ich spiele mit denen. Ich fahre gerne auch weg. Am Wochenende treffe ich mich mit Freund*innen. Manchmal gehe ich auch gerne tanzen und feiern.
Jessica: Hast du bestimmt einen Tanz, den du gerne tanzt?
Jeruscha: Ja, genau. Ich tanze selber Indisch. Und ansonsten keine Ahnung. Also so in der Diskothek halt zappeln.
Jessica: Das kenne ich auch. Möchtest du uns erzählen, welche sexuelle Orientierung oder welche geschlechtliche Identität du hast?
Jeruscha: Ich habe eine cis-geschlechtliche Identität. Also das heißt, ich identifiziere mich mit dem Geschlecht, mit dem ich geboren worden bin oder der was mir zur Geburt zugewiesen worden ist und ich würde sagen dass ich mich in Frauen verliebe. Ich würde mich als ich bezeichne mich in der Regel als queer, aber wahrscheinlich ist es richtig korrekt wie auch immer, dass ich lesbisch sage. Aber ich finde, queer macht es noch mal ein bisschen breiter.
Jessica: Wie und wann hast du selbst gemerkt, dass du queer bist?
Jeruscha: Also so richtig gemerkt habe ich das mit 26, 27, als ich feiern gegangen bin und quasi eine Frau in diesen Raum reingekommen ist in Frankfurt, großer Raum, Livemusik und ich dachte so krass. Ich war so richtig verknallt auf den ersten Blick. Und dieses Verknallt auf den ersten Blick kannte ich schon, weil ich davor mich mal so in einem Mann verknallt habe. Und ich würde aber sagen, dass ich vorher immer mal schon so das Gefühl hatte, ah, ich finde Frauen aber auch richtig spannend. Aber ich hatte nie das Gefühl, dass mich Menschen so ernsthaft auch so angesprochen haben, als ob das für mich auch eine Option wäre. Also, weiß ich nicht, habe ich mal mit 17 mit einer Frau rumgeknutscht oder mit 21 oder so. Aber das ist irgendwie nicht so richtig so besprochen worden, als ob das auch meine Orientierung sein könnte. Sondern eher so besprochen worden, ja, es macht man halt auch Spaß oder so. Genau. Und dann habe ich aber gemerkt, im Prinzip, ah nee, so richtig Spaß ist das jetzt hier nicht mehr, das ist schon richtig ernst. Ich habe dann über diese, ich habe mit dieser Frau auch eine Beziehung geführt und so und habe dann gemerkt, ah nee, das ist schon auch richtig ernst und spannend ist es dann aber geworden, als ich, als wir uns getrennt haben, dass dann Leute auf mich zukamen und meinten so, aber jetzt kannst du ja auch wieder mit Männern. Weil ich ja vorher mit einem Mann in Beziehung war, sieben Jahre, und dann habe ich mich gefragt, kann ich denn überhaupt mit Männern oder will ich das, finde ich das gut, keine Ahnung, Und habe dann irgendwann gemerkt, nee. Also ich kann irgendwie Spaß haben mit Männern, aber wirklich amouröse Beziehungen möchte ich mit Frauen führen. Und gefühlt kann ich das auch im Moment nur mit Frauen.
Jessica: Möchtest du uns etwas über dein Coming-out erzählen?
Jeruscha: Ja, also ich fand das total spannend, weil an dem Abend, als ich die besagte Frau kennengelernt habe, also mit der habe ich an dem Abend tatsächlich gesprochen, sie hat mich angesprochen, denn ich wäre ja viel zu schüchtern gewesen und von ihrer Position war das auch ohne Intention, sondern einfach, ich quatsche mal Menschen an. Und das Spannende war, dass ich mit so einer Großgruppe mit studierenden unterwegs war und dann die gemerkt haben oh ich finde diese frau richtig gut dann habe ich mich angefangen mit ihr zu treffen aber immer so unter dem Deckmantel Freund*innenschaft für sie zu mindestens für mich ja nicht und dann gab es solche Dinge wie ich habe gar gemerkt, dass du lesbisch bist. Also so Kommentare von Kommilitonen gab es und dann habe ich gesagt, ist nicht so schlimm, ich auch nicht. Dann können wir jetzt mal gucken, was daraus passiert. Und also ich würde sagen so, wenn man das kritisch nennen kann, dann waren eigentlich meine Familie, meine Herkunftsfamilie, die am kritischsten waren, die ich auch am spätesten involviert habe tatsächlich, nämlich erst als klar war, dass wir wirklich in einer Beziehung waren. Und das war so ein Prozess von einem Jahr. Sodass ich den Kommentar aus der Familie gehört habe. Aber so richtig lesbisch bist du ja nicht, denn du warst ja vorher mit einem Mann zusammen. Diese Frage von Wahrnehmung, kann Sexualität auch fluide sein, ist so, das hat so einen Moment gebraucht.
Jessica: Die Frage hast du jetzt schon ein bisschen angeschnitten. Welche Vorurteile oder Benachteiligungen hast du erfahren?
Jeruscha: Ich glaube, so richtig, also keine bewussten also ja, dann mal da ein Kommentar so in der Familie ich glaube so massiver ist das tatsächlich geworden, als ich meine jetzige Frau kennengelernt habe und als wir dann entschieden haben Kinder zu kriegen also dass es schon auch mal so diesen Kommentar auf der Straße gab als wir uns geküsst haben, das will ich nicht sehen. Dass jemand vorbei ist, das will ich nicht sehen. Und dann irgendwie eine entsprechende Reaktion von mir und meiner Frau kam. Ich habe auch mal, mir ist jemand entgegengekommen und ich hatte ein Kind von uns in der Trage, es war noch relativ klein. Und die Person, die ich kannte, hat mich dann gefragt, ob ich denn jetzt der Mann oder die Frau in der Beziehung sei. Ich dachte, ja, okay, also da merkt man dann schon, okay, scheint wohl ein Thema zu sein und ich merke halt, dass es für uns jetzt ein Thema ist mit der politischen Entwicklung, unabhängig davon, ob die AfD an der Macht ist oder nicht. Ändert sich ja aber der politische Diskurs und auch der gesellschaftliche Diskurs. Und da geht es eher um eine Sorge um meine Kinder. Denn die haben sich ja nicht ausgesucht, dass sie zwei Mütter haben. Und die werden irgendwann die Intelligenz entwickeln müssen, um sich selber zu schützen, dass sie nicht immer sagen, dass sie Kinder von zwei Müttern sind. Damit sie nicht in jeder Situation gefährdet sind.
Jessica: Wie können wir Vorurteile gegenüber queeren Menschen positiv beeinflussen?
Jeruscha: Naja, ich habe halt das, also da habe ich so, also was für mich irgendwann total klar war, ist, dass ich zum Beispiel, als ich festgestellt habe, dass ich auf Frauen stehe, das ist jetzt schon 12, 13 Jahre her, dass es Leute gab, die mir so den Tipp gegeben haben, aber auf der Arbeit sagst du das nicht. Und ich aber für mich irgendwann entschieden habe, ich sage das bei jedem Vorstellungsgespräch. Also ich sage nicht, ich bin lesbisch, sondern ich sage so im Nebensatz, ich bin verheiratet mit einer Frau, wir haben zwei Kinder, einfach so eingestreut, damit es nicht irgendwann so krass ist. Und ich versuche da relativ offen mit umzugehen, dass die Leute auch ein Gefühl dafür bekommen, dass also Lohnarbeit und Sorgearbeit ist ein ähnliches Thema bei lesbischen Paaren wie bei heterosexuellen Paaren. Wer macht mehr Care-Arbeit? Wer macht mehr Lohnarbeit? Wie kriegen wir das eigentlich hin? Wie kriegen wir das mit der Elternarbeit zurzeit hin? Wer holt die Kinder von der Kita ab? Was machen wir mit kranken Kindern? Das sind ähnliche Themen und da quasi zu sagen, okay, ein paar Sachen sind anders, aber die meisten Sachen sind sehr ähnlich von Eltern und Elternschaft. Lass uns mal darüber reden, dass wir mehr Schnittstelle haben oder mehr Verbindendes als Trennendes. Da habe ich das Gefühl, dass man da eigentlich nicht in so einem Massengespräch, aber ich glaube, in Einzelgesprächen könnte man mal darüber reden, dass es wert ist, jemanden zu lieben und geliebt zu werden. Also wenn wir uns auf diese Norm mal verständigen könnten, dann ist es ja unabhängig von sexueller Identität oder sexuellem Interesse.
Jessica: Hast du das Gefühl, dass deine Stimme als queere Person in der Gesellschaft zählt?
Jeruscha: Also ich habe das Gefühl, dass ich da mich darauf konzentrieren muss, dass ich das einsetze. Und ich habe das Gefühl, dass ich versuche, in meinem politischen Kontext, aber halt auch in meinem beruflichen Kontext, ein Bewusstsein dafür zu schaffen. Also zu sagen, im Kontext der Jugendhilfe, lass uns darauf gucken, dass wenn wir Jugendliche haben, die Unterstützung brauchen, dass es normal wird, sie nach ihrem Pronomen zu fragen. Lass uns darauf achten, dass wenn wir Hausregeln aufschreiben, dass sie gegendert sind. Denn also das ist keine persönliche Einstellung von Mitarbeitenden, ob die das Gendersternchen gut finden, sondern wenn ich Personen habe in dem Raum, die sich weder dem einen noch dem anderen Geschlecht zugehörig fühlen und dann das Sternchen Statement, dann ist das für die ein Statement. Für die anderen kann das ja egal sein, aber für die ist es ein Statement, wenn sie in so eine Einrichtung reinkommen. Und das einfach auf eine ruhige Art mitzudiskutieren und das Privileg zu nutzen, dass ich cis-geschlechtlich bin, also in dem Feld ja gar nicht betroffen bin und trotzdem aufgrund meiner Queerheit ein bisschen näher dran zu sein am Thema und da nochmal ein bisschen eine Brücke zu bauen. Das hoffe ich tatsächlich und das immer wieder mitzudiskutieren. Also wie machen wir Fragebögen für Eltern? Machen wir mal die Möglichkeit, nicht binär mit anzukreuzen? Also immer wieder darauf hinzuweisen, ja, lass mal darauf gucken, ohne dass ich dafür die Stelle bin in der Stadt Göttingen. So, ne? So, das finde ich spannend, dass einfach immer mal wieder mit zu diskutieren. Und auch wichtig.
Jessica: Ja, das finde ich auch. So, welche Hoffnung hast du für die nächste Generation queerer Menschen?
Jeruscha: Wow, ja. Oh. Also, wenn man sich jetzt die Politik anguckt in dem letzten Jahr, wenig. Also erschreckend wenig. Und ich hoffe, also ich hoffe und ich weiß gar nicht, also das ist tatsächlich, glaube ich, die Frage von Demokratiebildung, dass Menschen verstehen, dass sie nicht betroffen sein müssen, um sich für Menschen einzusetzen. Und dann ist es so, wie Feminismus nicht ein Thema von Frauen ist, so ist Queerheit nicht ein Thema von Menschen, die queer sind. Sondern die Frage ist, in was für einer Gesellschaft möchte ich leben? Und ich glaube, das ist ein Bildungsthema, weil im Moment, also was passiert ist, spätestens mit der Entscheidung auch in Großbritannien diese Woche, macht mich das schon sehr betroffen. Für Personengruppen, also zum Beispiel für Transpersonen. Und da merke ich total, dass ich total privilegiert bin. In meiner Cis-Genderhaftigkeit total privilegiert bin, dass ich zweifelsvolle, wenn ich nicht gut anziehe und Lippenstift drauf packe und irgendwie noch Absatzschuhe, dann falle ich nicht mehr als lesbisch auf. Also dann habe ich ein bestimmtes Passing, dann komme ich da auch irgendwie durch. Und ich weiß auch, wie das geht. Will ich das immer? Nein. Aber manche Personengruppen, auch schwarze Personen sind einfach von manchen Sachen viel mehr gefährdet und das finde ich dramatisch.
Jessica: Das stimmt. So und dann kommen wir zu unserer letzten Frage. Möchtest du noch etwas loswerden oder eine Botschaft für die Hörer abgeben?
Jeruscha: Ich glaube, also was ich tatsächlich letztes Jahr in Göttingen total schön fand, war in diesen Demonstrationen gegen rechts Anfang 2024, dass ich dachte, ah ja guck mal, 10.000 Menschen in Göttingen auf der Straße und das macht was für betroffene Gruppen, dass Menschen, die nicht betroffen sind, für sie mit auf die Straße gehen. Und eigentlich braucht es das mehr. Also, weil irgendwann, klar, muss dann jeder Betroffene für sich entscheiden, kann ich in Göttingen leben, kann ich in Deutschland leben, muss ich auswandern und so weiter. Also Norwegen hat jetzt angeboten, dass Menschen, die trans sind, aus den USA dahin gehen können. Wenn man geht, hat man keinen Einfluss mehr, das ist mir bewusst, aber jeder Mensch muss ja auch für sich gucken, was ist für ihn noch tragbar und was ist nicht tragbar. Ich würde mir wünschen, dass die Menschen, die es nicht betrifft, dass sie aufstehen. So und explizit weiße Cis-Männer.
Jessica: Schön gesagt.
Jeruscha: Also für die wäre das mal ein Auftrag. Und vielleicht auch tatsächlich an die Boomer-Generation, denn die gehen ja jetzt in Rente, die haben richtig viel Zeit, die könnten jetzt mal richtig Gas geben.
Jessica: Ja, dann danke schön für das Interview.
Jeruscha: Ja, ganz gerne.
Jessica: Danke schön.
José
Transskript - José
Eve: Wie heißt du?
José: Ich heiße mit Vornamen José und mit Nachnamen Calvo Tello. Spanier haben immer zwei Nachnamen.
Eve: Was sind deine Pronomen?
José: Ich benutze Er/Ihn.
Eve: Wie ist deine Wohn- bzw. Lebenssituation?
José: Ich wohne in Rosdorf. Ich bin mit einer Frau verheiratet, wir haben Kinder. Genau, und da sind wir auch ganz gut integriert und eingelebt und wir fühlen uns sehr wohl da.
Eve: Das ist schön. Was machst du gerne in deiner Freizeit?
José: Eine Menge Sachen. Ich mache gerne Sport, ich lese gerne Comics, ich tanze sehr gerne, ich baue Sachen mit Lego, manchmal mit Kindern, manchmal ohne Kinder.
Eve: Möchtest du mir erzählen, welche sexuelle Orientierung und oder welche Geschlechteridentität du hast?
José: Also ich identifiziere mich einerseits als Cis-Mann. Ich identifiziere mich auch als allosexuell, also nicht asexuell. Und ich benutze in der Regel das Label bisexuell.
Eve: Wie und wann hast du selbst gemerkt, dass du queer bist?
José: Das ist eine gute Frage. Manchmal wird es unterschieden zwischen Pre-Coming-out-Erfahrungen, also wenn man merkt, okay, ich bin doch ein bisschen anders als die Mehrheit der Leute, und dem inneren Coming-Out also, wenn man sagt, okay, ich bin doch dieses Label. Und mein Pre-Coming-Out, da war ich ziemlich klein, also ich musste unter zehn Jahre alt gewesen sein, als ich bemerkt habe, okay, so wie die anderen sind bin ich nicht so ganz. Ich fand Frauen und Männer genauso interessant. Aber das war nur, also dass ich dann ein Label gefunden habe und dass ich gesagt habe, okay, ich bin nicht heterosexuell, beziehungsweise ich bin bisexuell, das war eher als Teenager. Ich glaube, irgendwo habe ich gelesen, dass dieses Label existiert und dann habe ich gesagt, ach ja, das passt zu mir. Allerdings war ich in einem sehr konservativen Kontext und das habe ich für mich behalten für eine sehr lange Zeit.
Eve: Möchtest du, was über deinen Coming-Out erzählen?
José: Ja, das war vor ein paar Jahren. Fast 20 Jahre nachdem ich bemerkt habe, bzw. nach meinem inneren Coming-Out, habe ich mein äußeres Coming-Out gehabt. Das war vor zwei Jahren, ich war so zwischen 30 und 40 Jahre alt und für eine lange Zeit habe ich gedacht, ich werde das nie machen, ich werde mich nicht outen. Das war immer dieser Gedanke. Bei jüngeren Generationen gibt es so ungefähr 20 Prozent von den Jugendlichen, und Kindern, die sich mittlerweile als queer identifizieren. Und ich weiß, man fühlt sich sehr einsam man hat kaum oder keine Beispiele keine Leute die sich auch als solches identifizieren, ja und ich hatte immer diesen Gedanken und ich wollte den loslassen und ich war in einer evangelikalen Freikirche und irgendwann konnte ich nicht mehr durchhalten, mit welcher Arroganz und Ignoranz sie über queerness sprechen oder über queere Leute. Genau, und dann habe ich gesagt, okay, ich mache das. Und ich muss sagen, es war super befreiend, aber keiner hat es verstanden, wieso ich mich als verheiratete Person oute. Ich glaube, es ist noch so, dass die Coming-out-Geschichten, vor allem wenn es um Orientierung geht, die sind normalerweise mit einer neuen Beziehung verbunden. Also, lass uns an die Serie Heartstopper denken.
Eve: Ja.
José: Nick ist der Bisexuelle Protagonist, oder?
Eve: Mhm.
José: Also, der Bisexuelle Protagonist, der merkt nur, dass er bisexuell ist, wenn er Charlie genau kennenlernt. Und dann ist es mit einer neuen Beziehung verbunden.
Eve: Das stimmt.
José: Genau. Und es ist eine wesentliche Zutat noch in unserer Gesellschaft für die Coming-out Geschichte. Ich identifiziere mich jetzt als schwul oder als bisexuell und so weiter, weil ich diese Beziehung jetzt habe und bei mir hat diese Zutat gefehlt und dann haben die Leute mich angeguckt und gesagt ja und wieso? Also willst du jetzt eine offene Beziehung haben? Und wie auch immer. Und das hatte nichts mit dem konservativen Kontext zu tun. Es war, egal wo ich mich geoutet habe, da war immer diese Frage, wo ist deine andere Beziehung? Und das hat mich sehr überrascht, dass ich ständig diese Antwort bekommen habe.
Eve: Verstehe, ich finde es aber auch sehr stark, dass du dich trotzdem geoutet hast, obwohl da keine neue Beziehung ist.
José: Ich muss sagen, das war anstrengend, der Coming-Out Prozess, aber auch... also so zu tun, als ob ich ein heterosexueller Mann wäre, war auch sehr anstrengend. Und ich muss sagen, ich bin davon befreit. Und jetzt kann ich eine Menge Sachen machen, die nicht typisch für heterosexuelle Männer sind. Wie zum Beispiel Tanzgruppen führen und so weiter. Und ich bin befreit von diesen Erwartungen.
Eve: Das ist schön. Welche Vorurteile oder Benachteiligungen hast du erfahren?
José: Ja, also einerseits in diesem evangelikalen freikirchlichen Kontext. Man kann sich, also ich glaube, wenn man diese Gruppe nicht kennt, kann man sich das kaum vorstellen, wie stark die Diskriminierung da ist. Also Sachen wie zum Beispiel, man darf nicht zu viele Verantwortung in diesen Gruppen übernehmen oder man kann nicht bei der Kinderarbeit mitmachen. Es ist so gesetzt und schon die Frage, wieso ist das so, ist schlecht angesehen. Also es ist so, naja, es ist selbstverständlich, dass queere Leute das nicht machen. Also wieso fragst du da, du weißt das. Und das habe ich ganz genau, ganz konkret erlebt und ganz persönlich. Ja, das einerseits. Und andererseits, ich glaube, bisexuelle Leute, die erleben auch ganz viele Vorurteile. Neulich habe ich ein Buch über den Islam gelesen und ein muslimischer Aktivist aus den USA hat diesen Satz gesagt, wieso muss ich dich überzeugen, dass ich ein netter Typ bin? Als Muslime, meinte er. Und genau dieses Gefühl habe ich, wenn ich sage, ich bin bisexuell. Denn es gibt eine große Erwartung von der Gesellschaft, dass sie sagen, okay, dann ist deine Beziehung total gefährdet, oder du willst deine Familie verletzen irgendwie, oder du bist ein gefährlicher Typ. Ich habe diesen Eindruck oder diesen Druck, ich muss die Leute überzeugen, dass ich trotz, „trotz“ sozusagen meiner Orientierung auch ein netter Typ bin. Und das ist unabhängig von dem Kontext. Also das habe ich auch ganz, ganz oft in liberalen Kreisen und so weiter, habe ich auch immer wieder diesen Eindruck oder dieses Gefühl gehabt.
Eve: Hast du das Gefühl, dass deine Stimme als queere Person in der Gesellschaft zählt?
José: Ja. Einerseits, wir leben hier in Göttingen, in Niedersachsen, in Deutschland, in Westeuropa, in einem ziemlich privilegierten Umfeld. Und da müssen wir auch bewusst sein. Aber oft habe ich das Gefühl, ich muss die Leute überzeugen von den Problemen, die wir noch erleben. Weil für die Leute ist es so, naja, wir haben gleichgeschlechtliche Beziehungen, eh, queerness ist so abgehackt, wir haben keine Diskriminierung in unserem Land. Genau, und das ist, also, ja, meine Stimme wird gehört, aber zuerst muss ich die Leute überzeugen, oder wir müssen die Leute überzeugen, Moment mal, es gibt noch viel zu tun und viel zu ändern. Ja, und das ist Arbeit.
Eve: Okay, und hast du das Gefühl, wir können Vorurteile gegenüber queeren Menschen positiv beeinflussen?
José: Ja, auf jeden Fall. Ich glaube, manchmal ist unsere Gesellschaft ein bisschen selbstzufrieden mit dem Thema, mit queerness. Und ich würde vorschlagen, also in diesen evangelikalen Kreisen habe ich für einige Zeit sozusagen einen Test gemacht mit den Leuten. So ein bisschen wie diesen Bechdel-Test, oder? Diesen feministischen Test, um zu gucken, ob eine Geschichte feministisch genug ist oder nicht. Ich habe etwas Ähnliches gemacht, und zwar der Linkshänder-Test. Also das war die Idee. Okay, wir nehmen einen Satz und wir ersetzen queere Personen oder homosexuelle Personen oder wie auch immer durch Linkshänder. Und dann schauen wir, ob das bescheuert klingt. Zum Beispiel Linkshänder können in bestimmten religiösen Gruppen nicht zu viel Verantwortung übernehmen. Klingt das bescheuert? Ja. Dann heißt das, dass wenn wir das für queere Leute ansetzen, dann ist es diskriminierend. Oder ich würde nicht einen Linkshänder daten. Klingt das bescheuert? Ja. Dann ich würde nicht eine bisexuelle Person daten, dann ist diskriminierend. Oder wie wäre es, wenn einer von meinen Eltern non-binär wäre? Also, beziehungsweise, wie wäre es, wenn einer von meinen Eltern Linkshänder wäre? Hätte ich ein Problem damit? Ist das bescheuert? Dann, wenn das so ist, dann habe ich auch internalisierte Homophobie. Und mit diesem konkreten Label. Und das macht uns nicht zu schlechte Personen, aber nur, wenn uns bewusst ist, dass wir noch eine Menge internalisierte Homophobie und Queer Phobie verarbeiten müssen. So. Einerseits generell als Gesellschaft und ganz konkret als Personen. Genau, und das ist dieser Linkshänder-Test, ich glaube, das ist ganz konkret und dann kann man zeigen, okay, guck mal, das klingt schlecht für diese Kategorie, dementsprechend ist es auch verletzend für queere Leute.
Eve: Ja, finde ich auch sehr spannend, also das könnten wir uns merken. Welche Hoffnung hast du für die nächste Generation queerer Menschen?
José: Ich glaube, es ist nicht nur Hoffnung, sondern es ist wirklich Realität. Also wenn man sich die Statistiken anguckt, es gibt viel mehr junge Leute, die sich als queer identifizieren als bei älteren Generationen. Ganz konkret, also ich glaube mittlerweile sind wir bei 20 Prozent in vielen Umfragen und die Hälfte davon identifiziert sich auch als bisexuell. Also wir sehen einen starken Schwung da in diese Richtung. Eine reale Geschichte von einem Schulhof in den letzten Jahren. Also einige Kinder haben gespielt und dann ein Kind hat ein anderes Kind beleidigt, hat ihm gesagt, „das ist voll schwul“. Und dann kam ein drittes Kind, nennen wir ihn Johannes. Johannes wusste nicht, was schwul ist. Und dann hat er gesagt, „was ist schwul?“ Und dann die anderen Kinder haben gesagt, „ja, schwul ist so ein Mann, der auf andere Männer steht“. Und Johannes hat gesagt, „und? Das ist gar nicht schlimm“. Und dann haben die Kinder weitergespielt. Das ist eine reale Geschichte, die vor ein paar Jahren bei uns passiert ist. Und als ich diese Geschichte gehört habe, habe ich mir gedacht, ach du liebe Zeit. Also vor einigen Jahren wäre diese Geschichte undenkbar. Und es ist toll, also wir sehen eine ganz positive Entwicklung. Das gesagt, ich glaube, die queeren Leute, vor allem die queeren jungen Leute, dürfen auch nicht vergessen, wir müssen weiterarbeiten. Wir können uns nicht einfach so auf hedonistische und einfach Spaß und vor allem Formate konzentrieren und vor allem Sachen, die nur einige wenige sich leisten können, sondern wir müssen weiter Safe Spaces für alle machen und das Unterstützen.
Eve: Sehr gut. Möchtest du noch etwas loswerden oder eine Botschaft für die Hörer abgeben?
José: Ja, ich habe das schon vorher erwähnt, aber die Diskriminierung, die die Leute in religiösen Kreisen, die queere Leute in religiösen Kreisen erleben, ich glaube das wird oft unterschätzt, vor allem wenn man diese Gruppen nicht kennt. Und man denkt oft so, dass diese Gruppen ganz weit weg sind. Also zum Beispiel der Sieg von Donald Trump in den USA. Es wäre ohne diese evangelikalen Gruppen nicht möglich gewesen. Und dann denken wir, ach ja, aber das sind so Gruppen in den USA. Aber das stimmt nicht. Es gibt hier in Göttingen evangelikale Freikirchen, die nicht mal zwei Kilometer vom Rathaus entfernt sind, wo die Leute von der Kanzel sagen, dass queerness abnormal ist oder dass Homosexualität vom Teufel kommt. Also das ist eine sehr reale Situation. Und wie gesagt, nur weil man das nicht direkt kennt, dann wird das unterschätzt. Das gesagt, alle Kirchen und alle religiösen Gruppen haben ihre eigene Geschichte, aber das ist nicht alles negativ. Also in der evangelischen Kirche zum Beispiel, es gibt Leute und generell die evangelische Kirche in der Region, setzt sich ganz klar für queere Leute ein und die machen auch queere Gottesdienste und so weiter und die helfen dabei, diese Safe Spaces zu schaffen.
Eve: Okay, danke schön.
José: Ich danke euch.
Linda
Transskript - Linda
Diyana: Wie heißt du?
Linda: Ich heiße Linda.
Diyana: Was sind deine Pronomen?
Linda: Sie, ihr.
Diyana: Wie ist deine Wohn- bzw. Lebenssituation?
Linda: Ich wohne mit drei anderen Leuten in einer WG.
Diyana: Was machst du gerne in deiner Freizeit?
Linda: Ich tanze sehr gerne Hip-Hop und ich spiele gerne Tischtennis, gehe ins Gym oder gehe auch mal ins Unikino.
Diyana: Möchtest du mir erzählen, welche sexuelle Orientierung und oder welche Geschlechteridentität du hast?
Linda: Also ich bin bisexuell und eine Cis-Frau. Also mein bei der Geburt zugewiesenes Geschlecht stimmt mit meinem Identitätsgeschlecht überein.
Diyana: Wie und wann hast du selbst gemerkt, dass du queer bist?
Linda: Also das Queer-Sein an sich habe ich, glaube ich, erst so mit 23, 24 als so als Begriff für mich, angenommen. Aber das erste Mal eine Frau geküsst habe ich schon mit 14. Aber was das so bedeutet, wusste ich damals noch nicht.
Diyana: Möchtest du etwas über deinem Coming-out erzählen?
Linda: Ja kann ich machen. Es gibt ja so verschiedene Coming-Outs einmal bei der Familie einer der freunden dann auch mal so spontan wenn man in Gesellschaft ist oder ich wurde auch schon mal fremd geoutet das kann ja auch passieren und die Coming-Outs von meinen Freunden waren auf jeden Fall viel, viel einfacher als die von meiner Familie, weil die sucht man sich ja schon nach bestimmten Maßstäben aus, wo man, also zumindest wenn man älter ist, wenn man jetzt nicht in der Schule ist, da kann man, hat man jetzt noch nicht so eine Riesenauswahl an Leuten, aber jetzt so in meinem Erwachsenenleben wusste ich eigentlich, dass das für viele gar kein Thema ist oder dass viele dann auch irgendwie schon so einfach offen sind und da kein Problem mit haben. Und in meiner Familie gibt es eigentlich immer wieder Teil-Outings, wo das immer wieder so zum Thema wird, wo es aber dann nicht so gut angenommen wird, leider.
Diyana: Ja, Freunde sind meistens einfach viel leichter, weil man sich die aussucht.
Linda: Genau.
Diyana: Welche Vorurteile oder Benachteiligungen hast du erfahren?
Linda: Vorurteile oft von meinen Eltern im Sinne von, das ist ja nur eine Phase, sodass sie das nicht ernst nehmen. Oder dass es so ein bisschen ist im Sinne von, ja, die kann sich einfach nicht entscheiden. Oder dass auch Männer einen dann spontan sexualisieren und einen fragen, ob man nicht mit einer anderen Frau rummachen kann für die. Ja. Oder dass man dann doch einfach, also für die queere Community nicht queer genug ist und für die cis Gesellschaft oder für die nicht queere Community einfach jemand der sich dann damit auch besonders machen will oder Geltungsbedürfnis hat und deswegen dann jetzt so ein Trend mitmacht und dann einfach nur Aufmerksamkeit will damit.
Diyana: Wie können wir Vorteile gegenüber queeren Menschen positiv beeinflussen?
Linda: indem man erstmal reflektiert, was habe ich denn für Vorurteile, weil ich glaube, viele Leute denken, dass sie gar keine haben und dann auch immer eher versucht, mit den Leuten zu reden, als über die Leute. Also solche Projekte sind natürlich sehr gut, weil wir dann eine Stimme bekommen, aber oft ist es ja so, dass jetzt im Internet, bei TikTok oder auf Instagram viel von nicht queeren Menschen, über queere Menschen geredet wird und da dann halt viele Falschinformationen auch vermittelt werden, die dann halt nicht hinterfragt werden und so entsteht das Ganze. Und ich glaube, wenn man da irgendwie auch so ein bisschen überlegt, wo habe ich meine Informationen her und was hat diese Person jetzt auch für ein Interesse vielleicht daran, diese Informationen zu verbreiten, dann könnte das bestimmt helfen. Also so ein Mix aus kritischem Hinterfragen und versuchen, seine Informationen aus verschiedenen Quellen zu bekommen.
Diyana: Hast du das Gefühl, dass deine Stimme als queere Person in der Gesellschaft zählt?
Linda: heißt zählt so im politischen Kontext?
Diyana: im politischen also so wie du es verstehst.
Linda: also ich habe nicht das Gefühl, dass queere Interessen in der Politik dolle vertreten werden kommt natürlich auf die Parteien an, aber es ist schon noch eine Bubble und eine kleine Gemeinschaft, wo die dann manchmal so mitgedacht wird, weil es jetzt zum guten Ton gehört, uns mitzudenken, aber dass jetzt wirklich viele queere Leute, also ironischerweise ist, glaube ich, Alice Weidel die berühmteste queere Person in der Politik, die sich aber natürlich nicht für queere Rechte einsetzt. Und ansonsten sehe ich jetzt nicht so viele queere Menschen in der Politik. Also wenn das jetzt auf Politik bezogen ist, würde ich sagen, eher wenig.
Diyana: Alice Weidel sagt ja, sie ist nicht queer. Sie ist eine Frau, die eine andere Frau liebt.
Linda: Genau.
Diyana: Und nicht queer.
Linda: Genau, das ist ihr sehr wichtig, dass sie sich davon abgrenzt, weil, glaube ich, viel da so eine linke Ideologie mitschwingt, von der man sich fernhalten will. Das sagt ja auch Söder immer, dass keine Identitätspolitik oder so gemacht werden soll und ja also da habe ich auch das Gefühl gibt es noch viel Gegenwind
Diyana: welche Hoffnung hast du für die nächsten Generationen queerer Menschen
Linda: dass sie um das in der gesamten Welt ist mehr Rechte gibt für queere Menschen. Also, dass, wenn ich jetzt zum Beispiel nach Thailand oder nach Jamaika reise, dass ich da keine Angst haben muss, ins Gefängnis zu gehen, wenn ich jetzt mit einer Frau flirte. Und dass das natürlich auch genauso für trans Menschen und nicht-binäre Menschen gilt. Also dass wir einfach mehr Bewegungs- Spielraum haben. Dass es in erster Linie dann irgendwie mehr Bewusstsein gibt und später dann aber auch weniger ein großes Ding ist, dass man queer ist. Also, dass man nicht diese beiden Kategorien aufmachen muss. Wir queeren und die nicht queeren. Und wir müssen jetzt irgendwie miteinander klarkommen, sondern dass es am Ende wieder eine Gesellschaft wird, wo alle irgendwie gleichberechtigt leben können. Also ich glaube, man muss halt jetzt erstmal irgendwie diese Unterschiede auch ein bisschen erklären und ein bisschen bearbeiten und ein bisschen sichtbar machen, aber ich hoffe, dass das irgendwann auch wieder zusammenwächst und diese Fronten sich jetzt nicht so verhärten. Das wäre meine Hoffnung.
Diyana: Möchtest du noch etwas loswerden oder eine Botschaft für die Hörer abgeben?
Linda: Das hätte ich mir jetzt vorher besser überlegen sollen. Also dieses, dass man andere irgendwie nicht so behandeln soll, wie man selbst behandelt werden möchte. Und dass man irgendwie auch überlegt, was wünsche ich mir denn auch für mein Leben? Und dann sich vorstellen könnte, dass sich das eine andere Person für ihr Leben wahrscheinlich auch wünscht. Also wenn ich mich einfach frei bewegen können möchte oder einfach eine Familie gründen können möchte oder mich frei meinen Job aussuchen können möchte, der meinen Interessen entspricht, dass die anderen Leute auch wollen, dass es viel mehr Gemeinsamkeiten gibt als Unterschiede und das oft einfach künstlich gespalten wird, ohne dass es nötig ist. Und dass man da so ein bisschen überlegt, werde ich jetzt auch gerade instrumentalisiert für irgendwas? Und was gibt mir das in meinem Leben? Außer jetzt schlechte Gefühle, sozusagen. Wie kann ich auch die Welt, in der ich leben möchte, mitgestalten positiv? Und das geht meistens besser mit Verständnis und Respekt als mit Hass und Hetze.
Diyana: Danke.
Mino
Transskript - Mino
Jessica: So, wie heißt du?
Mino: Äh, Mino.
Jessica: Was sind deine Pronomen?
Mino: They oder keine oder eigentlich alle, die neutral sind.
Jessica: Wie ist deine Wohn- bzw. Lebenssituation?
Mino: Ich wohne gerade hier in Göttingen in einer Wohnung mit meinem Partner zusammen.
Jessica: Was machst du gerne in deiner Freizeit?
Mino: Ich gehe gerne raus. Abends schaue ich gerne noch Filme oder YouTube und sonst zwischendurch immer wieder mal häkeln, puzzeln, ruhige Sachen.
Jessica: Möchtest du mir erzählen, welche sexuelle Orientierung und oder welche Geschlechteridentität du hast?
Mino: Ich identifiziere mich als vornehmlich queer. Ich benutze meistens das Label nicht binär, einfach nur, weil es noch das ist, was irgendwie bekannt ist. Ich identifiziere mich aber auch gleichzeitig als trans. Also für mich ist das eine andere Geschlechtsidentität als die, die bei meiner Geburt zugewiesen wurde. Und genau, meine Sexualität ist queer, I guess.
Jessica: Wie und wann hast du selbst gemerkt, dass du queer bist?
Mino: Also auf meine Geschlechtsidentität hin bezogen war das, als ich 16, 17 war. Und irgendwie hat das schon immer so ein bisschen mitgesprungen, dass irgendwie sich alles komisch angefühlt hat. Und... Aber irgendwie war es immer so ein... Bei mir wurde bei der Geburt gesagt, das ist ein Mädchen so und irgendwie hat sich das immer komisch angefühlt. Aber Junge, in meinem damaligen Hirn war das ein Ding von, ja, aber ich mag ja Kleider tragen und deswegen kann das ja nicht sein. Und es war irgendwie sehr verwirrend alles und dann habe ich angefangen darüber mit Leuten zu reden und habe dann irgendwann auch mit meiner Schwester darüber geredet also überhaupt wie sich Geschlecht für Leute anfühlt und manche Menschen waren dann so ja klar ist voll okay an als frau bezeichnet zu werden und ich war so okay komisch und dann habe ich genau damit meiner Schwester darüber geredet und dann hat sie so erwähnt, dass es ja auch noch nicht Binarität gibt. Und dann war das so ein, wow, okay, das klingt gut und irgendwie war das dann sehr direkt klar für mich, dass das das Richtige für mich ist.
Jessica: Ja, das ist schön. Möchtest du etwas über dein Coming Out erzählen?
Mino: Ich habe mich relativ schnell geoutet, so nach einem halben Jahr maximal bei meinen Eltern, nachdem ich das für mich selber gemerkt habe und habe mich zuerst bei meinem besten Freund damals geoutet und ich war wirklich so wochenlang, habe ich mir das immer vorgenommen und dann nicht gemacht und immer vorgenommen und dann nicht gemacht. Und dann habe ich so eines Abends, ich war irgendwie fast jeden Tag da, und dann abends, bevor ich da gegangen bin, habe ich gesagt, okay, ich muss dir morgen was erzählen, sodass ich dann nicht mehr rauskam aus der Nummer. Und dann habe ich das gemacht und es war mega sweet. Also eigentlich hatte ich auch keine Erwartung, dass das irgendwie blöd war, denn der war selber trans so. und das war voll schön, da so die Unterstützung zu haben und ich habe mich auch bei meiner Familie geoutet und das war sehr unterschiedlich, also gerade meine Eltern geben sich halt Mühe, aber ich musste denen erstmal erklären, was das ist. Und ja, auch so mit Pronomen haben sie immer noch nicht das ganz rausgefunden, wie das so funktioniert.
Jessica: Welche Vorurteile oder Benachteiligungen hast du erfahren?
Mino: Meistens ist es für mich eher ein Ding von so Angst vor Benachteiligungen, die mich zurückhält, Sachen zu machen. Oder halt auch, genau, eher kleinere Dinge und halt nicht, dass mich Leute auf offener Straße beleidigen. Sondern halt, ja, beispielsweise wollte ich nach meinem Abi eigentlich, hätte ich voll Lust gehabt, ins Handwerk zu gehen und eine Ausbildung zu machen, aber so das traue ich mich einfach nicht, weil ich da halt von Sexismus-Erfahrungen das ist ja glaube ich allgemein bekannt, wie das da stereotypisch abläuft und dann als nicht-binäre Person ja, stelle ich mir nicht so geil vor und auch insgesamt andere Sachen, also beispielsweise immer, wenn ich einen neuen Job habe oder wenn ich bei der Wohnung suche, war das immer voll das Zittern. Okay, schreiben wir das jetzt schon dazu, dass wir queer sind und trans? Oder machen wir das erst später? Und was, wenn die uns jetzt deswegen absagen? Und es macht eine ganz neue Dimension aus, auch von Sachen, über die ich mir Gedanken machen muss.
Jessica: Hast du das Gefühl, dass deine Stimme als queere Person in der Gesellschaft zählt?
Mino: Also ich habe das Gefühl, dass meine Stimme als Mensch zählt und ich habe das Gefühl, dass meine Stimme als queere Person teilweise nicht so ernst genommen wird. Also, dass halt gerade aus rechten und konservativeren Umfeldern es halt eher so ein Konsens ist, von wegen, ja, die fordern zu viel und anstelle halt irgendwie zuzuhören und mich ernst zu nehmen und zu versuchen, das nachzuvollziehen, dass da halt einfach ein Vorurteil oder ein Vor... Ja, Vorurteil. Dass es halt nur meine eigene Sache ist und dass es halt nicht real ist und ja.
Jessica: Welche Hoffnung hast du für die nächste Generation queere Menschen?
Mino: Ich hoffe, dass es einfach normalisiert werden kann, also dass Queerness nicht mehr als so ein großes Ding angesehen wird und dass es ja nicht mehr so große Hürden gibt, nicht mehr so viel Aufklärungsarbeit geleistet werden muss im direkten Umfeld.
Jessica: Das war's schon.
Mino: Okay
Jessica: danke schön.
Nio
Transskript - Nio
Jessica: Wie heißt du?
Nio: Nio
Jessica: Was sind deine Pronomen?
Nio: Alle Neutralen sind okay. Ich sage manchmal dazu En oder Es oder ja, manchmal sage ich auch, Leute können sich einfach irgendwelche Wörter ausdenken, wenn die jetzt nicht irgendwie beleidigend sind oder einfach meinen Namen sagen. Und manchmal sage ich auch, dass er okay ist, aber nur wenn Leute nicht nur er sagen.
Jessica: Wie ist deine Wohn- beziehungsweise Lebenssituation?
Nio: Ich wohne in einer WG in Göttingen und mache gerade irgendwie mal hier mal da was, aber nicht so, habe jetzt keinen festen Alltag gerade, mache viel so ehrenamtliche Sachen.
Jessica: Was machst du gerne in deiner Freizeit?
Nio: Ähm, hm. Ich bin gerne draußen. Und ich mache gerne so, das vielleicht auch mehr so zur letzten Frage, so Preach-Jugendbildung. Und dafür bin ich auch bei Schlau, worüber ihr ja angefragt habt, aber auch bei anderen Projekten aktiv und gebe dann halt so Workshops oder so Kinder- und Jugendarbeit.
Jessica: Sehr schön. Möchtest du mir erzählen, welche sexuelle Orientierung und oder welche geschlechtliche Identität du hast?
Nio: Ja, Sexualität Label ich nur als queer, weil ich keine Lust habe, mich irgendwie von Labels einschränken zu lassen, sondern einfach denke so, ja, gucken was kommt. Fühle aber auf jeden Fall nicht heterosexuell, wobei das Maybe auch gar nicht geht, weil ich nichtbinär bin und dann gar nicht so klar ist, was würde das dann bedeuten. Was ist, denn das Gegenteil zu nicht-binär, das vielleicht, ja. Ja, also ich bin nicht-binär und trans, so, ja, vielleicht so.
Jessica: Wie und wann hast du selbst gemerkt, dass du queer bist?
Nio: Ich hatte mit so zwölf oder so eine beste Freundin und dann irgendwann habe ich so gedacht, vielleicht sind es auch nicht nur so freundschaftliche Gefühle, sondern vielleicht auch andere Gefühle. Und dann haben wir darüber geredet und haben dann beide so bemerkt, okay, irgendwie sind wir queer. Und daraufhin habe ich dann auch angefangen, über meine Geschlechtsidentität nachzudenken und habe gemerkt, oh, da ist irgendwie ganz viel zum drüber nachdenken. Ja, und dann kam das alles so nacheinander hoch.
Jessica: Möchtest du etwas über dein Coming-out erzählen?
Nio: Ja, zuerst, wie gesagt, habe ich halt so ein bisschen drüber nachgedacht und so, ich habe richtig viele in so Internetforen und Lexika, so war ich so richtig deep drin und habe mir alle möglichen Begriffe angeguckt, die es gibt und habe dann mit meinen Eltern gesprochen und war so zu denen, vielleicht bin ich bi, um das schon mal so anklingen zu lassen. Und die waren so, okay, ja, gut, haben das glaube ich nicht so ernst genommen, waren so, ja, keine Ahnung, ist halt vielleicht jetzt so die Entwicklungsstufe, darüber nachzudenken. Und dann kam ich aber an mit, ja, ich bin trans und ich benutze jetzt einen neuen Namen und bitte benutze andere Pronomen für mich. Und dann haben sie es nicht so gut aufgenommen und kam da nicht so gut klar und haben es einfach nicht verstanden, haben mir so einen Brief geschrieben. Ich weiß nicht, anscheinend ist das Kind, was ich kannte, ja, gibt es gar nicht und du bist gar nicht mein Kind, du bist ein neuer Mensch, du musst dich neu kennenlernen. und ich dachte so, hä, ich bin die gleiche Person wie vorher, so, check das doch einfach. Und jetzt aber, nach ein paar Jahren ist es auch okay auf jeden Fall, unsere Beziehung sieht okay. Und in der Schule hatten wir irgendwie so einen Workshop-Tag, wo wir irgendwie dann so eine Aufstellung gemacht haben, Erstmal mit so Interessen oder Hobbys sollten wir uns zu der einen Seite oder zu der anderen Seite positionieren, ob wir das eine oder das andere lieber mögen. Da kam auch die Frage Mädchen oder Junge und dann war ich so, jetzt muss ich ja irgendwas dazu sagen und habe mich so in die Mitte vom Raum gestellt und war so, ja, ich fühle mich weder komplett weiblich noch komplett männlich, habe so meine Rede gehalten. Das war irgendwie ein bisschen unangenehm, weil ich so super viel Aufmerksamkeit hatte, die ich gar nicht haben wollte in dem Moment. Aber halt irgendwie das Gefühl hat, ich muss jetzt was dazu sagen und kann mich nicht einfach da einordnen.
Jessica: Das war wahrscheinlich auch sehr stressig dann für dich.
Nio: Ja, schon. Und danach habe ich auch so Mails geschrieben an alle möglichen Leute und alle wollten irgendwie wissen, was war denn das jetzt, muss ich das jetzt ernst nehmen oder nicht und das war irgendwie nicht so wohl mitgefühlt.
Jessica: Welche Vorurteile oder Benachteiligungen hast du erfahren?
Nio: Ich glaube, so richtig viel hat mich jetzt nicht beeinflusst, dass ich Vor- oder Nachteile so in so offiziellen Sachen hatte, weil ich einfach nicht mich in offiziellen Dingen bewege. Keine Ahnung. Aber schon im Alltag habe ich schon so manchmal Nachteile dadurch, ich weiß nicht. Kannst du die Frage konkret erstellen?
Jessica: Ja, ob jetzt, weiß ich nicht, also so im Alltag kommt es ja häufiger mal vor, dass irgendjemand irgendwas Blödes zu dir sagt, womit du dich identifizieren kannst oder sonst irgendwas. Ja, so vorurteiltechnisch, ob das, ich weiß nicht, wie ich das jetzt am besten sagen soll. Leute, die dir komisch kommen, Leute, die was gegen dich tun wollen, nur weil du anders bist, Probleme dir machen.
Nio: Also so diskriminierungsmäßig so einfach auf einer Straße oder so wenn ich irgendwas, irgendein Ziel habe und Leute versuchen, dass ich es nicht erreiche. Ich glaube, es wird leichter zu erzählen, dass ich manchmal wirklich so einfach in der Öffentlichkeit angefeindet werde, Leute mir irgendwie Beleidigungen hinterher rufen oder irgendwie drohen oder so und ich dann schon in meinem Alltag darauf achte, mich nicht in gefährliche Situationen zu bringen sozusagen und so denke, okay, ich gehe in einen Zug, wo setze ich mich hin, wo ich wahrscheinlich jetzt nicht Kommentare bekomme oder so, was auch vielleicht eine Sache ist, ich werde immer angestarrt, so im Winter habe ich halt lange Kleidung an, aber so im Sommer, glaube ich, sind Menschen noch mehr verwirrt von meinem Aussehen und alle starren mich an und ich fühle so, Also habt ihr keine anderen Probleme, guckt doch einfach woanders hin.
Jessica: Wie können wir Vorurteile gegenüber queeren Menschen positiv beeinflussen?
Nio: Ich glaube, wenn ihr was hört, also wenn so Leute halt irgendwelche Vorurteile so aussprechen, da direkt gegen Gehen und halt direkt antworten mit so, hey, das ist halt einfach gar nicht so. Redet doch mit den Leuten selbst, fragt die Leute selbst, was sie wollen und was sie denken, aber das ist keine allgemeine Aussage, wenn das eine Person betrifft oder was sie gehört hat. Weiß ich nicht.
Jessica: Hast du das Gefühl, dass deine Stimme als queere Person in der Gesellschaft zählt?
Nio: Nein. Ich habe das Gefühl, es gibt viele laute Stimmen, die hauptsächlich von Menschen sind, die viele Privilegien haben und die über andere Leute hinwegreden, ja und nicht mit mir so zum Beispiel, ich habe das Gefühl, auch gerade so in Queer oder Trans Sachen werden im Internet zum Beispiel oder gerade auch in aktuelle Politik halt groß gemacht mit vielen Leuten, die halt selbst nicht davon betroffen sind und irgendwelche Scheiße halt einfach erzählen.
Jessica: Welche Hoffnung hast du für die nächste Generation queerer Menschen?
Nio: Ich glaube, dass es halt einfach normal ist. Und ich habe auch das Gefühl, in manchen Kreisen funktioniert das auch schon. Also ich war letztens, habe ich so eine Kinderfreizeit begleitet und dann wurde ich gefragt, hast du einen Freund oder eine Freundin? Und ich dachte so, voll cool, dass ihr so beides fragt. Ich meine, natürlich gibt es noch andere Geschlechter, aber so voll cool, dass es auf dem Schirm ist, dass es nicht nur natürlich nur ein Freund oder nur eine Freundin sein könnte. Und einfach so genau, dass es normal ist.
Jessica: Möchtest du noch etwas loswerden oder eine Botschaft für die Hörer abgeben?
Nio: Ja, ich muss kurz denken. Ich habe es noch nicht so fertig formuliert. Alles gut, lass die Zeit. Mehr so in die Richtung von, ähm, queere Menschen wollen nicht euch was wegnehmen, sondern oder wollen nicht in Frauenschutzräume eindringen und da auf Klo irgendwelche Menschen Gewalt antun, sondern wollen einfach existieren und wollen nicht irgendwie Queerness auf Kinder aufzwingen oder irgendwas, sondern einfach da sein und dabei nicht eingeschränkt werden.
Jessica: Das ist schön gesagt. Das war es auch schon.
Nio: Cool.
Jessica: Dankeschön.
Nio: Danke.